Freitag, 22. April 2011
Wer bezahlt den Atomausstieg und warum.
Wie immer sorgt ein unfassbares und bestürzendes Ereignis für ein Um- na ja zumindest Nachdenken über eine Technologie deren Unbeherrschbarkeit seit Harrisburg spätestens jedoch seit Tschernobyl allen klar sein dürfte.
Warum aber bedurfte es einer erneuten Katastrophe um über einen schnellen Ausstieg nachzudenken? Die Antwort ist die gleiche wie auf so viele Fragen in unserer Gesellschaft, Geld.
Ein Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie kostet Geld da sind sich alle einig. Was natürlich nicht stimmt ist das der Grund dafür ein Mangel an produzierter Energie ist.
Was also kostet so viel Geld das der Ausstieg auf Druck der 4 großen Energieversorger im so genannten "Atomkonsens" verschoben wurde?

Schauen wir dazu auf das havarierte KKW von Tschernobyl, denn es ist das einzige an dem man als Außenstehender die Situation in einem abgeschalteten Reaktor einigermaßen Nachvollziehen kann.
Nach der Explosion von Block IV am 26.04.1986 wurden die restlichen Blöcke 1991, 1996 und der letzte im Jahr 2000 abgeschaltet. Also vor elf Jahren. Dennoch arbeiten in der Anlage über 3000 Menschen! Sie sind damit beschäftigt die ablaufenden Reaktionen in den Reaktoren zu überwachen, Brennelemente zu demontieren usw. Sicher ist Tschernobyl ein Sonderfall doch er zeigt dass man ein KKW nicht einfach abschaltet und die Belegschaft nach Hause schickt und wir reden hier nicht von ein Paar Fließbandarbeitern mit Migrationshintergrund und HartzIV Aufstockung. Die Personalkosten bleiben also ähnlich hoch wie beim normalen Betrieb und wie Tschernobyl zeigt auch für ziemlich lange.
Noch schlimmer sieht die Kostenentwicklung wahrscheinlich beim Energiebedarf eines abgeschalteten KKW aus. Noch für Jahre müssen alle technischen Einrichtungen die zum Betrieb notwendig sind weiterlaufen nur das der Strom dafür jetzt von außen zugeführt werden muss. Das alles kann einem Vorstandsvorsitzenden schon den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Sind dann die Brennstäbe so weit abgekühlt das sie abtransportiert werden können (wohin und wer bezahlt das eigentlich) beginnt der Rückbau einer Hochradioaktiven technischen Einrichtung. Eine Prozedur die, wie der Reaktor Greifswald zeigt, lange dauert und Unsummen an Geld kostet.
Das alles ist von einem auf Gewinn angewiesenen Börsen-Unternehmen nicht zu machen und bedeutet eigentlich die Pleite für alle die einen solchen Klotz am Bein haben.

Es machte sich also verständlicherweise Panik breit als die rot-grüne Regierung im Jahr 2000 den "Atomausstieg" beschloss. Sofort lief die Lobbymaschinerie der großen Konzerne an und verbreitet die Mähr vom knappen und somit teurem Strom. Nun gibt es aber in Deutschland, das wird oft vergessen, eine Menge an kleinen Anbietern und Stadtwerken die ihren Strom aus eigenen Kohle-, Wind-, Solar oder Wasserkraftwerken erzeugen. Sie alle sind nicht betroffen von den Kosten eines Atomausstiegs und könnten, den Gesetzten des Marktes folgend, die Vormachtstellung der vier großen schnell ins Wanken bringen indem sie ihren Strom wesentlich billiger anbieten und damit immer mehr Kunden zu einem Wechsel bewegen.
Um das zu verhindern bedienten sich die vier Großen eines genialen Zaubertricks.
Unter dem Deckmantel angeblicher Deregulierung und Transparentmachung des Strommarktes erfand man die "Strombörse". Sie sorgt nun dafür dass der Preis für meinen grünen Lichtblickstrom genauso von den Großkonzernen kontrolliert werden kann wie der Strom aus ihren KKW´s. Und so werden wir alle den "Atomausstieg" bezahlen egal ob wir Kunde eines KKW-Betreibers sind oder nicht.

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